Abenteuer Afrika – Teil 2: von Kapstadt zum Etosha Nationalpark

Der erste Teil der Tour mit „Nomad Tours“: Fish River Canyon, Naukluft National Park, Sossusvlei, Dune 45, Swakopmund.

Mittwoch, 18. August – Cederberg Mountain Region

Wow … heute startete also die grosse Tour! 5 traumhafte Wochen lang und 9000km weit durch das südliche Afrika! Abwechslungsreiche Landschaften, bestes Wetter, nette Leute und eine erholsam sorgenlose Zeit, aber auch unglaublich holperige Strassen und ein straffes Tagesprogramm erwarten mich!

Vor dem Hostel standen am Morgen schon 2 Taxis bereit. Die Fahrt zum Büro von Nomad Tours dauerte nicht lange. Lustigerweise war nicht nur mein Taxi dorthin unterwegs – eine andere Backpackerin von meinem Hostel kam ebenfalls mit! Wir hatten uns bisher im Hostel nicht gross beachtet, aber wir kamen sofort ins Gespräch und sollten uns die kommenden Wochen nur noch selten trennen. Spätestens beim Tauchen in Sansibar 5 Wochen später waren wir unzertrennliche Buddies geworden 🙂

Aber von vorne…  Nach einer kleinen Ewigkeit durften wir dann in den Truck einsteigen, liebevoll auch Tommy genannt. Noch ein bisschen verschlafen und gespannt, was uns da erwarten würde, fuhren wir los, um kurz darauf wieder anzuhalten: Ein letzter Blick zurück auf Table Bay und Table Mountain, dann ging es ab in die Cederberge.

Unsere erste Unterkunft war das Gekko Backpackers in Citrusdal, wo wir natürlich nicht in den Dorms schliefen, sondern uns unser Zelt selbst aufbauen mussten. Der Name Cederberg kommt übrigens von den Zedernbäumen und Citrusdal heisst der Ort wegen den Zitrusfrüchten. Kurz darauf ging das Abenteuer dann richtig los, beim „Bush man walk“ erzählte uns ein Einheimischer mit Rastas einiges über die Pflanzen in der Umgebung (Protea), und viel spannender, er zeigte uns grosse und kleine Skorpione, Salamander, Käfer und Raupen, (nicht ganz echte :-)) Wandmalereien des San-Volkes und wie man eine unschuldige kleine Schildkröte zum Wasserlassen nötigt.

Schon ein bisschen müde gab‘s dann das erste leckere Abendessen und Infos für den nächsten Tag. Draussen am Feuer wurde es bald ungemütlich kalt, und so fand ich mich kurz darauf mit Olaf, dem Camp-Assistant / Übersetzer / Mädchen-für-alles, drinnen an der Bar wieder. Hier trafen wir auf eine Kanadierin, die nach einer Übernachtung hier kurzerhand für die Liebe zurückkam – der „Hostel-Angestellte“ war ihr Freund. Wir verbrachten mit den beiden einen super lustigen Abend, ich sollte zum ersten Mal Beer Pong spielen und dann später Leute mit komischen Hüten halbnackt um den Billardtisch hüpfen sehen 🙂 Hahaha.

Donnerstag, 19. August – Gariep (Orange) River, Grenze zu Namibia

Verwundert und verkatert reibe ich mir die Augen – bin ich da gerade eben tatsächlich freiwillig so früh aufgestanden? Und verdammt, warum muss es um 6 Uhr morgens so kalt sein, dass einem die Finger an den Zeltstangen fast festfrieren? (ok, das war leicht übertrieben)

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Abendstimmung am Gariep River

Vielleicht mal noch ein Wort zu meinen Guides und den Mitreisenden. Morrison ist unser Guide und Fahrer aus Simbabwe, Kate ist unsere  südafrikanische Köchin und Olaf ist der deutsch-südafrikanische Übersetzer für die älteren deutschen Herrschaften in unserer Gruppe. Die Gruppe besteht aus ca. 24 Leuten (damit ist der Truck wirklich voll!), davon etwa die Hälfte eher ältere Deutsche, ein sympathisches spanisches Pärchen, ein etwa gleichaltriges dänisches Pärchen und 3 Holländerinnen, 2 Koreanern und ein paar Sonstige wie mich. 🙂 Die Altersdurchmischung liess uns Junge Böses ahnen, es blieb auf der ganzen Reise bei einer ziemlichen Distanziertheit zwischen Alt und Jung. Immerhin hatte ich mit Francis, der Backpackerin vom selben Hostel, das ideale Gspänli für die Fahrt.

Morgens waren wir dann erstmal einkaufen in Springbok, hauptsächlich Bier und Eis zum Kühlen (nicht zum letzten Mal). Auf der Fahrt lief später Musik, so etwa  „Driving on the Highway“, dazu draussen wolkenloser Himmel und schönster Sonnenschein – ich war so richtig zufrieden!

Die Landschaft hatte bereits von grün auf steinig-staubig-trocken gewechselt, und war allgemein extrem flach – bis auf einige kleine Felshügel, die überall und irgendwie unpassend aus der Erde schauten.

Nach fast 600km Fahrt kamen wir am Gariep River an, und stellten dort unser Zelt im Fiddler’s Creek Campsite auf. Der Fluss lag direkt daneben und wir konnten es kaum erwarten, da reinzuspringen. (Obwohl der ein oder andere fragte, ob’s da drin wohl Krokodile oder sonst eines dieser gefährlichen afrikanischen Tier gäbe :-)) Man konnte auch ans andere Ufer schwimmen und bereits etwas namibische Luft schnuppern. Zurück am Ufer genossen wir den ersten von vielen unglaublich schönen Sonnenuntergängen, bevor wir uns zum lekker südafrikanischen Braai (Barbecue) trafen.

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Braai! (Barbecue)

Freitag, 20. August – Fish River Canyon

In der Nacht musste ich zur Toilette (Bier ahoi) und so kam ich in den Genuss eines wunderschön funkelnden Sternenhimmels. Es sind diese Momente, die dich demütig werden lassen und dir gleichzeitig eine unvergleichliche innere Ruhe geben.

Am nächsten Morgen machte ich dann mit dem einen Koreaner, Lee (aka Jacky Chan), plötzlich irgendwelche Verrenkungen (andere nennen’s Taekwondo). Lee hatte sich schon längst zum Gruppenclown erklärt. Ehrlich gesagt war mir nicht immer ganz klar, was nun witzig und was ernst gemeint war, aber lustig war es auf jeden Fall mit ihm 🙂

Nach dem border crossing nach Namibia stellten wir unsere Uhren um eine Stunde zurück und fuhren auf der Staubpiste weiter. Bei einem Baum (dem einzigen Baum weit und breit) machen wir einen kurzen Stopp und erfahren, dass die milk bushes nebendran höchst giftig sind. Das Gift nutzten die einheimischen Völker für die Jagd mit Pfeil und Bogen. Der Truck und alles darin ist mittlerweile mit einer feinen Staubschicht bedeckt.

Gegen Mittag kommen wir in Hobas Campsite mitten im Nirgendwo an. Nach dem obligatorischen Zeltaufbau schwingen wir uns erstmal in den eiskalten Pool und geniessen die Sonne. Währenddessen schleichen bereits die Baboons (Paviane) um uns herum, und Lee macht eine Yoga-Runde.

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Fish River Canyon

Später fahren wir zum riesigen Fish River Canyon, nach dem Grand Canyon in den USA ist es der grösste Canyon. Wir spazieren entlang der Klippe und geniessen den Sonnenuntergang.

Anschliessend ist auch schon Zeit fürs Abendessen, wir haben alles dabei und essen gleich beim Canyon. Es gibt Reis + boerewors-Stroganoff (Bauernbratwurst). Das Essen ist meist okay, aber auch nichts Besonderes. Morgens gibt es jeweils Cornflakes, Kaffee, Tee und Toastbrot mit (Erdnuss)Butter oder Gomfi.

Nach und nach erfahre ich auch immer mehr über meine Mitreisenden. Die beiden jungen Irinnen haben freiwillig in einem township gearbeitet und ebenfalls eine Hotspots2c-Tour gemacht (wie ich in Kapstadt). Der 38-jährige Lee erzählt mir, dass er vorher regelmässig 12-Stunden-Tage hatte, nicht mehr glücklich war und den Job kündigte. Ich glaube, er sucht sich selber ein bisschen auf dieser Reise. Damit ist er bestimmt nicht der einzige. Er träumt davon, in Afrika zu arbeiten und den Leuten zu helfen.

Nach 21 Uhr gehe ich dann bereits ins Bett. In der Nacht höre ich die Baboons kreischen. Es ist schon deutlich wärmer.

Samstag, 21. August – Naukluft National Park

6 Uhr morgens. Es ist wieder ungemütlich kalt, ich fluche still vor mich hin, ziehe mich um und baue das Zelt ab. Wir haben eine lange Fahrt vor uns, 580km über Schotterpiste. Es rumpelt mächtig! Aber bis jetzt ist das Fahren gar nicht so unangenehm wie befürchtet. Schlafen, lesen, quatschen, Tagebuch schreiben und aus dem Fenster schauen – passt doch!

Ab und zu sehen wir einen Springbock – oder ist es ein Oryx? Hier draussen im Nirgendwo hat sogar ein Verrückter Schienen verlegt – wo die wohl hinführen?

In Bethanien, einem kleinen gottverlassenen Nest, machen wir kurz Pause. Wir gehen zu irgendeiner Hinterhofmetzgerei und kriegen dort Biltong, eine luftgetrocknete Fleischspezialität. Ist nicht so mein Ding. Wir fahren weiter, und die Gesteinsfarbe der Strasse wechselt fast auf pink. Beim Mittagessen hab ich Sand in der Sauce.

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Social Weaver Bird Nest

Später halten wir wieder, um ein Vogelnest des „social weaver bird“ anzuschauen. Die sind riesig! Sie können bis zu einer Tonne schwer werden und 150 Vögel beherbergen. Fällt das Nest herunter, fliegen alle Vögel aus und bauen ein neues. Die Nesteingänge sind nach unten gerichtet, damit keine Schlangen von den Ästen angreifen können, und die Wespennester an den Eingängen halten andere Feinde ab.

Gegen 16 Uhr kommen wir in Sossusvlei an, hier gibt’s viel Sand und eine schöne Lodge. Ich habe wieder Natel-Empfang und gehe dann früh ins Bett.

Sonntag, 22. August – Sossusvlei Dunes – Namib-Naukluft National Park

Heute werden wir wieder richtig gequält. Schon um 5 Uhr geht es los, wir wollen zur Dune 45! Von unserer Unterkunft fahren wir noch ein gutes Stück.  Zu Fuss erreichen wir den Grat auf wahrscheinlich etwa 170m oben gerade noch rechtzeitig für den Sonnenaufgang. Ich trage eine Mütze, die nackten Füsse sind fast schon starr vor Kälte und nicht weit von mir übergibt sich ein Italiener. Das war hart erkämpft, aber schön!

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Dune 45

Fast schöner ist dann der Abstieg im noch feuchten Sand, der Ausblick auf die anderen Dünen und dann das Frühstück in der Morgensonne!

Für den „desert walk“ werden wir mit einem Pickup durch die Wüste gefahren, wozu wir wie Schafe auf die Ladefläche gepfercht wurden. Der Wüstenrundgang wird dann ziemlich interessant! Zum Beispiel sind diese steinharten, weissen Flecken im Boden nicht Fels, sondern Kalkstein (limestone), der sich nach einem Gutsch Wasser im Nu in eine weichen Haufen Dreck verwandelt. Ich hab‘s mehrmals probiert, ein wirklich faszinierender Effekt 🙂 Ausserdem enthält der Sand viel Eisen, das kann man mit einem Magnet testen und sehen.

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verdorrter Baum im Deadvlei

Sossusvlei bedeutet in der Sprache der Nama „toter Fluss“, und markiert das Ende eines Flusses (alles versickert oder verdunstet). Ein deadvlei ist ein Teil dieses toten Flusses, der durch eine Sanddüne vom Rest abgetrennt wird. Schaut euch die Bilder an 🙂

Überraschenderweise gibt es in der Wüste mehr Leben als erwartet. Es gibt Schlangen, Skorpione, Käfer, Ameisen… Unser Guide kann sogar wie aus dem Nichts aus einer (für uns x-beliebigen) Stelle einfach eine Eidechse aus dem Sand holen! Der Nama Bush trägt eine Frucht mit Wasser im Innern. Die Pflanzen halten die Dünen an Ort und Stelle, sonst würden sie noch schneller wandern.

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"Die Wüste lebt!"

Wir machen uns später auf den Weg in den sesriem canyon, der führt aber erst ab Oktober Wasser. Es gäbe traumhafte Stellen zum Baden!

Darauf folgt eine kurze, rumpelige Fahrt bis Solitaire – der Name sagt’s schon, dort gibt es bloss eine Tankstelle, eine Bäckerei, eine Unterkunft mit Pool – und ein Flugfeld! Es gibt rund 50 Einwohner, aber der Ort liegt an der Hauptverkehrsachse.

Am Abend sind wir wieder am Feuer, spielen UNO und ich verziehe mich bald wieder ins Zelt – es ist einfach arschkalt.

Montag, 23. August – Ziel Swakopmund

Wieder stehen wir um 6 Uhr auf, und stoppen als erstes am „Tropic of Capricorn“ (südlicher Wendekreis). Dort steht wieder mitten im Nirgendwo ein Schild, das darauf hinweist. Vor und hinter uns liegt eine schnurgerade Strasse.

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südlicher Wendekreis

Als nächstes stoppen wir in der „Mondlandschaft“, einer merkwürdigen Steinlandschaft. Hier werden ab und zu auch Filme gedreht.

Der dritte Stopp ist dann in Walvis Bay (= Walfischbucht), wo wir eine Menge Flamingos zu sehen kriegen. Ab und zu springt sogar einer der riesigen Fische durch die Luft. Wir quartieren uns in der Villa Wiese ein, ich kriege sogar ein Einzelzimmer, weil ich auch alleine ein Zelt habe (statt zu zweit). Ich geniesse den unerwarteten Luxus!!

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Flamingo in Walvis Bay

Es reicht gerade noch für einen kurzen Spaziergang am windigen Ufer. Abends essen wir alle zusammen im Restaurant Napolitana. Ungewöhnlich aber sinnvoll finde ich, dass wir die Essensreste einpacken lassen und draussen vor dem Restaurant an hungrige Obdachlose verteilen. Das mache man hier so.

Dienstag, 24. August – Swakopmund

Ich habe mich für das volle Programm entschieden: Quadbiken in der Wüste mit Sandboarding auf einem Brett am Morgen, und nachmittags Skydiving!

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Quadbiken in Swakopmund

Es ist der totale Kontrast zur letzten Woche, aber genauso einmalig! Erst auf der Quadtour kriege ich einen Eindruck für die Distanzen in der Wüste, und beim Sprung aus 8000 Fuss steht mir natürlich fast das Herz still 🙂 Ich darf dann den Fallschirm selber ein bisschen steuern, und geniesse die Ruhe über der namibischen Wüste und den Blick in die untergehende Sonne. Nach der Landung bin ich unendlich euphorisch und aufgedreht 🙂

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nach dem Skydiven in Swakopmund

Am Abend gehen wir zuerst in eine Bar und dann ins Casino, spielen ewig Roulette. Eva hat Glück und ver-15-facht ihren Einsatz doch tatsächlich! Zurück vom Casino trinken und quatschen wir in meinem Zimmer noch weiter.

Mittwoch, 25. August – Spitzkoppe

Ich verbringe nach dem Frühstück eine Stunde im Internet Café; nachmittags erreichen wir dann Spitzkoppe. Wieder gibt es einen bush man walk, der ist aber diesmal ziemlich uninteressant oder ich bin einfach erschöpft. Spannend ist nur seine Sprache … der Guide macht so Knacklaute beim Sprechen.

Ich mache mich nach dem walk selbst auf Erkundungstour, und hänge alleine meinen Gedanken nach. Zum Essen gibt’s heute Poulet-Spiessli. Wir verlegen unseren Schlafplatz vom Zelt auf einen Granitfelsen und geniessen die Vollmondnacht.

Donnerstag, 26. August – Kamanjab (Himba-Dorf)

Meine Notizen für heute beginnen so: „huere Umefahrerei  / ned so guet gluunt / huere warm worde plötzlich“ Offensichtlich bin ich ein bisschen müde 🙂

Wir fahren heute zu einem Himba-Dorf, mir kommt es vor wie eine Show oder wie im Zoo. Es wird dann ein bisschen besser, als wir mit ihnen „direkt“ reden können (via Übersetzer). Fotos zu machen ist mir unangenehm … die Leute sind ja auch halbnackt. Mit der Zeit wird es dann doch besser, die Kinder sind „ehrlich“, die spielen bestimmt kein Theater.

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im Himba-Dorf

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Eine Frau zeigt, wie sie statt eines Deos nur Rauch von Kräutern benutzt, um sich zu „waschen“ (kein Wasser). Für uns ist das eine ganz eklige Vorstellung. Gegen Insekten und die Sonne reibt sich dieses Volk mit ockerfarbenem Sand und Fett ein. Die Beinringe schützen vor Schlangenbissen.

Eine unserer Mitreisenden fragt doch tatsächlich, ob die Frauen hier beschnitten seien. Wir schütteln beschämt den Kopf.

Im nächsten Beitrag gehts dann weiter mit dem Etosha Nationalpark.

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