Abenteuer Afrika – Teil 3: vom Etosha Nationalpark nach Victoria Falls
Game spotting im Etosha Nationalpark, Windhoek, Ausflug ins Okavango Delta, Flussfahrt auf dem Chobe River und River Rafting bei den Victoria Falls.
Freitag, 27. August – Etosha Nationalpark, Camp Okaukuejo
In der Nähe von Zinnminen machen wir einen Stop. Viele junge Leute hier wollen einem Steine verkaufen. Davor wurden wir gewarnt. Mich fragt einer, ob ich ihm nicht Brot und Butter kaufen könne. Nun, ein bisschen blauäugig, oder sozial, wie ich bin, denke ich mir – warum nicht? Nur als wir dann zusammen im Laden sind, und er mir ungefragt auch noch Cola in den Korb legt, fühle ich mich ausgenutzt und sage ihm die Meinung. Schlussendlich kaufe ich nichts, auch nicht für mich.
Es ist einer dieser Momente, in denen du gerne etwas tun würdest, aber auch weisst, wie wenig du ausrichten kannst. Und ich möchte nun wirklich nicht diese Erwartungshaltung fördern, dass Touristen Geschenke machen sollen, bloss weil sie Geld haben. Uns hat der simbabwische Guide immer gesagt: „Keine Leistung ohne Gegenleistung“.
Kaum im Etosha NP angekommen, machen wir uns im Truck auf einen Game Drive. Ich darf sogar auf dem Beifahrersitz sitzen und Tiere spotten. Am Wasserloch in unserem Camp sehen wir später und vor allem beim Eindunkeln Elefanten, Giraffen, Zebras, Oryxe, Springböcke und Schakale. Noch später schauen Nashörner und ein junger Löwe vorbei.
Samstag, 28. August – Etosha Nationalpark, Camp Halali
Ich bin bereits um 5.15 morgens am Wasserloch. Ein kleiner Elefant hat die Nacht nicht überlebt. Sein Körper liegt leblos im Wasser. Einige Schakale ziehen ums Wasserloch herum.
Wir fahren im Truck weiter. Die Fahrt ist relativ ereignislos, wir sehen nichts – gut, unsere Ansprüche steigen auch immer höher, einzelne Zebras interessieren uns nicht mehr. 🙂
Wir fahren 2-3 Stunden, ohne etwas zu sehen. Dann, plötzlich, treffen wir auf eine Elefantenherde, etwa 15 Tiere mit teils 5 Metern Abstand. Kurz darauf treffen wir auf 6 Löwen, die miteinander spielen, rennen und faul herumliegen. Diese sind etwa 50 Meter entfernt. Die Springböcke nicht weit davon fühlen sich nicht wirklich gestört und grasen friedlich weiter.
Am „Ufer“ der Etosha-Pfanne machen wir Mittagsrast, es gibt Burger! Was für ein Highlight. Wir machen ein paar lustige Fotos auf dem ausgetrockneten See.
Der Game Drive geht dann weiter bis ins Camp Halali. Wir kommen spät an, hüpfen kurz in den Pool. Am Wasserloch ist wieder wenig los, zuerst hat es nur Nashörner. Später kommt dann wirklich noch ein Leopard (!!), Glück gehabt! Ausserdem schleichen immer ein paar Hyänen ums Wasserloch herum.
Sonntag, 29. August – Windhoek
Wir fahren heute lange bis nach Windhoek. Abendessen gibt’s im Joe’s Beer House, ein ziemlich interessanter Laden mit deutschem und namibischem Essen. Für mich gibt’s den „busman sosatie“: Ein Spiess mit Strauss, Krokodil, Zebra, Kudu und Poulet.
Montag, 30. August – Ghanzi
Puhh. In Windhoek Geld zu wechseln ist ja super mühsam. Ich wollte eigentlich US-Dollar, dafür muss man aber diverse Formulare ausfüllen. Schlussendlich vergesse ich bei all dem Stress meine einzige Kreditkarte in einem ATM. Ich muss sie sperren lassen.
Den ganzen Nachmittag quatsche ich mit Francis, so vergeht die Fahrt super schnell. Die Einreise nach Botswana geht locker, die Frau dort ist gut drauf. Sie fragt mich, wie man „Reto“ ausspricht 🙂
Im Camp angekommen, wartet eine tolle Überraschung: Für nur 5 Dollar Aufpreis kann man in einer kleinen Hütte schlafen. Das gönn ich mir und spare den Zeltaufbau.
Am Abend gibt es eine Tanz-Aufführung der bushmen (San-Volk), ich finde das ziemlich inszeniert und lächerlich, und gehe dann bereits während dem Tanz zurück.
Dienstag, 31. August – Maun
In Maun angekommen, entspannen wir uns auch wieder kurz am Pool. Hier kommt so richtig Ferienstimmung auf! (für ca. 30 Minuten…)
Schon kurz darauf fliegen wir in einer kleinen Maschine über das Okavango-Delta, ich bin danach aber etwas enttäuscht – die Tiere sind alle ziemlich klein von so weit oben. Ich hatte wohl zu viel erwartet. Trotzdem sehen wir einige Elefanten-, Büffel- und Zebraherden.
Ich besorge noch Wasser und wechsle Geld (botswanische Pula). Facebook, mein Tor zur Welt, spielt mir mal wieder einen Streich und lässt mich nicht einloggen.
Mittwoch, 1. September – Okavango Delta
Die nächsten 2 Nächte werden wir im Okavango-Delta verbringen. Wir stehen wieder mal früh auf, und beladen den Allrad-Lastwagen von Delta Rain. Auf den folgenden 2-3 Stunden Fahrt erfriere ich im Fahrtwind fast. Angenehmer und spannender wird es erst, als wir im Delta mit dem Lastwagen immer wieder durch metertiefe Gewässer fahren – glücklicherweise bleiben wir aber nie im Schlamm stecken. Unterwegs ziehen wir noch ein steckengebliebenes Fahrzeug aus dem Sand. Ein lustiges Bild, wie da 10 Touristen zusammen mit den Einheimischen das Auto stossen 🙂
Irgendwann ist dann auch für den Lastwagen Ende im Gelände, und wir steigen mitsamt allem Gepäck auf Mokoros um (= tiefergelegte Kanus :-)). Eine schön wacklige Sache, aber 2 Stunden später bringen uns die Poler mit ihren Stecken (zum Abstossen) sicher ans Ziel.
Nachmittags bin ich schon todmüde, döse in der Hitze vor mich hin … das Nichtstun in der Wildnis ist entspannend, es ist ruhig und die Uhren ticken langsamer. Wir spielen wieder mal eine Runde UNO.
Mit der Buschtoilette habe ich so meine Mühe. Alles was darauf hinweist, ist ein grosses Loch, eine WC-Rolle und eine Schaufel daneben. Dass mich die verdammten Mücken genau wieder im falschen Moment erwischen, war ja irgendwie klar!
Später machen wir uns auf den Game Walk, wir sehen jede Menge Zebras und später auch einige Flusspferde. Dazwischen lernen wir, welche Fussspuren und welcher Kot zu welchem Tier gehört … die Elefanten hinterlassen zum Beispiel ziemlich grosse Bälle mit viel Heu oder Gras darin 🙂
Donnerstag, 2. September – Okavango Delta
Es war eine ruhige und warme Nacht, meine vor einigen Tagen gekaufte Decke kann ich wohl vorerst verstauen. Ein paar Leute wurden nachts von herumschreienden Flusspferden geweckt.
Wieder starten wir früh zu einem Game Walk – leider werden es ereignislose und heisse 4 Stunden.
Später baden wir in einem der Gewässer. Es sieht sauber aus, aber wer weiss, was da drin ist.. Man hatte uns zu Hause ja immer gewarnt. Aber dann hätte ich auch nicht im Gariep River baden dürfen. Danach spielen wir wieder UNO, einer geht grosse Fische fangen, die später am Baum hängen und üben uns im Mokoro fahren.
Bald aber schon machen wir uns auf die Sunset Mokoro Cruise, natürlich bin ich wieder mit Lee im Boot. Ich kriege fast Bauchschmerzen vor Lachen. 🙂 Am Abend singen und tanzen unsere Polers, dafür kann ich mich aber wieder nicht besonders begeistern.
Freitag, 3. September – Francistown, Gweta (Baobab Trees)
Den freiwilligen Game Walk am Morgen lasse ich wie die meisten sausen – nur um dann zu hören, dass es wirklich etwas zu sehen gab. Dafür bin ich nach fast 10 Stunden Schlaf wieder richtig ausgeruht und baue gut gelaunt mein Zelt ab. Wir überstehen auch die 4-5 Stunden Rückfahrt nach zum Campingplatz und geniessen dort die Dusche.
In Maun kaufe ich wieder mal eine Flasche Amarula (schmeckt fast wie Baileys), bevor wir nach Gweta abfahren. Unterwegs gibt es diese Veterinary Checkpoints gegen die Maul- und Klauenseuche … ehrlich gesagt ein Witz: Der Truck fährt durch eine Pfütze und wir Passagiere steigen alle aus und gehen zu Fuss durch einen Behälter mit einer Flüssigkeit. Unsere zweiten und dritten Paar Schuhe verstecken wir schön im Truck.
Angekommen beim Planet Baobab überrascht uns eine verdammt geile Anlage mit einem riesigen Pool! Ich springe direkt in den Pool, und geniesse wieder einen Moment Ferienstimmung. Die Zelte schlagen wir direkt neben den riesigen Baobabs auf (Affenbrotbäume).
Mittlerweile kommt es in unserer Gruppe auch schon zu offenen Differenzen. Meist sind es die Jüngeren, die jeweils die 25 Matratzen ein- und ausladen (dazu muss man auf den Truck hochsteigen). Morrison sagt mal kräftig die Meinung und erteilt einen Generalanschiss. Die Stimmung ist nachher ein bisschen gedrückt, man hätte es anders sagen können. Egal, es war nötig.
Abends reden wir mit Morrison über seine Heimat Simbabwe, bald unser nächstes Ziel. Ich schaue noch eine Weile bei den anderen in der schönen Bar vorbei. In diesem Camp wäre ich gerne länger geblieben.
Samstag, 4. September – Chobe National Park und Kasane
Wir fahren weiter nach Kasane, überstehen wieder einen Veterinary Checkpoint. Im Chobe NP geht’s mit einem kleinen Jeep wieder auf Game Drive. Am Flussufer sehen wir viele Elefanten, und wie eine Herde nacheinander durchs Wasser watet – argwöhnisch beäugt von Krokodilen. Später bleiben wir mit dem Jeep im Sand stecken; irgendwie ist das ein bisschen Nervenkitzel weil uns halt ein paar Tiere dabei beobachten 🙂
Kurz darauf finden wir uns auf dem Boot wieder: die Sunset Cruise auf dem Chobe River. Wir sehen wieder Paviane, Elefanten, Büffel, Krokodile und eine Flusspferdherde.
Sonntag, 5. September – Victoria Falls
Bis heute blieben wir von Gewalt und Kriminalität verschont. Bis heute. Geschrei riess mich aus dem Halbschlaf. Das Zelt nebenan war dem Boden entlang aufgeschnitten worden, und Kameras, Tagebücher und Mp3-Player waren weg, notabene während darin geschlafen wurde!
Verlorene Fotos und gestohlene Tagebücher waren mein absolutes Horrorszenario, ich liess mir am nächsten Tag sicherheitshalber alles auf DVD brennen.
Mit 2 Stunden Verspätung (die Polizei liess auf sich warten) gings dann weiter. Die bisherigen Grenzübertritte waren alle reibungslos verlaufen, erst bei der Einreise nach Simbabwe kam zum ersten Mal ein Beamter in den Truck, um die Pässe zu kontrollieren. Ein bisschen komplizierter halt, so wie man das eben von so einem Land erwartet.
Ich hatte hier wieder mal ein Einzelzimmer. Wir gingen dann später zum Victoria Falls Park, und bestaunten die Wasserfälle. Im August haben sie zwar ziemlich weniger Wasser, aber beeindruckend war‘s trotzdem. Und nass wird man sowieso, an manchen Stellen nützt auch ein Schirm nichts. Spektakulär ist der Regenbogen am Wasserfall, bei Vollmond gibt’s sogar einen Vollmond-Regenbogen! Danach ging ich alleine zur Brücke, um den Bungee-Jumpern zuzuschauen. Da wird’s einem ja echt mulmig!
Ein junger Strassenverkäufer hat mich auf meine (abgefuckten weissen) Schuhe angesprochen, ob ich ihm die nicht verkaufen würde. Oder noch besser, tauschen. Ich war dem gegenüber eigentlich nicht so abgeneigt, hatte ja noch ein zweites Paar und zu wenig Platz für Souvenirs. In den nächsten 2 Tagen habe ich in zähen Verhandlungen diese Schuhe, T-Shirts und meine Decke gegen Holztiere getauscht. Der Typ trug dann am nächsten Tag wirklich meine Schuhe!
Heute ging die erste Tour zu Ende, viele Leute reisen von hier nach Hause, oder mit einer anderen Tour weiter (z.B. zum Krüger NP bzw. nach Johannesburg). Am Abend assen wir deshalb noch mal fast alle zusammen für unglaubliche 40 USD; ein echt überhöhter Preis. Das Essen war von Nomad Tours empfohlen worden, das kann man aber getrost weglassen.
Wir trafen uns dann alle wieder in einer Bar, im Shoestrings. Mit dem Guide von einem anderen Truck sitzen wir dann noch eine Weile draussen und trinken Amarula.
Montag, 6. September – Victoria Falls
Haaaaangoooover! Als mich Francis um 7 Uhr weckt, bin ich noch nicht sicher, ob ich fit genug zum White Water Rafting auf dem Zambezi bin. Ausserdem habe ich etwas ganz ganz Mühsames im Auge, ich krieg es einfach nicht raus. Auch Augentropfen helfen nicht.
Das River Rafting war ein Riesenspass und schien mir auch ziemlich ungefährlich. Der Fluss ist tief und hat keine Felsen, wo man sich verletzen kann. Zwischen den Stromschnellen gibt es viele lange ruhige Abschnitte. Wir sind immer wieder mal freiwillig reingesprungen, um uns im Wasser zu erfrischen. Ein oder zwei Mal sahen wir am Ufer ein Babykrokodil. Im Zambezi selbst soll es keine gefährlichen Krokodile haben. Nach dem Ausstieg wartet noch ein ziemlich heftiger Aufstieg!
Am Nachmittag bin ich im Städtchen unterwegs. Beim Postkartenkaufen erfahre ich, dass gerade wieder einmal der Strom ausgefallen ist. Die Verkäuferin hat ein deutsches Wörterbuch vor sich und so kommen wir ins Gespräch über Fremdsprachen, Simbabwe und die Menschen hier.
Meinem Auge geht’s immer noch nicht besser, und ich lege mich aus schierer Verzweiflung einfach schlafen. Ich verpasse ein geniales Abendessen.
Dienstag, 7. September – Victoria Falls
Um 6.30 Uhr werde ich geweckt, Eva und Floor verabschieden sich und fahren weiter zum Krüger NP. Meinem Auge geht es wieder besser.
Ich verbringe ganze zwei Stunden im Internet, räkle mich am Pool und lasse mich massieren. Ich falle fast vom Bett, weil ich dabei so gekitzelt werde 🙂 Aus Langeweile lasse ich mir auch noch gleich zusammen mit Francis die Pediküre machen. Auch eine lustige Erfahrung 🙂
Zum Mittagessen gibt’s den hässlichsten Chicken Burger aller Zeiten, da sind tatsächlich noch jede Menge Knochen drin. Am ATM beziehe ich mit meiner EC-Karte 800 USD (wer hätte gedacht, dass das geht … in jedem anderen Land musst du etliche Formulare unterschreiben dafür). Als ich aber am Bankschalter die 8 Hundert-Dollar-Noten in kleinere wechseln möchte, haben sie gerade mal genügend Noten für 100 USD. Lustig, immerhin ist der Dollar die de-facto-Währung in Simbabwe nach der grenzenlosen Inflation der letzten Jahrzehnte. Übrigens: Jeder Strassenhändler verkauft Noten mit einem Wert von 1 bis 100 Billionen Simbabwe-Dollars als Souvenir 🙂
Mit einem Typen im Hostel spiele ich dann noch ein wenig dieses afrikanische Murmelspiel, das ich mir in Malawi dann selber gekauft habe.