Abenteuer Afrika – Teil 4: von Victoria Falls nach Dar es Salaam

… via Sambia und dem Luwawa Forest an den Malawi-See und dann direkt weiter nach Dar-es-Salaam.

Mittwoch, 8. September – Lusaka

Die Landschaft verändert sich jetzt, es gibt viel mehr Pflanzen, es ist erdiger (nicht mehr sandig) und es gibt viele Strohhütten. Die Frauen tragen farbige Kleider.

Unsere neue Reisegruppe besteht nebst den neuen Guides aus 2 Schweizerinnen, 6 Deutschen, 2 Australiern (Mutter und Tochter) und Rolando (älterer Franzose). Weiterhin dabei sind Olaf (Übersetzer), Jenny, Lee und Francis. Im Truck gibt es endlich ein bisschen mehr Platz.

Ansonsten ist es eigentlich ein reiner Transfer-Tag, wir fahren wieder mal über 500 km. Lusaka ist eine relativ moderne Stadt mit Hochhäusern. Das hatte ich zuletzt in Namibia gesehen.

Donnerstag, 9. September – Chipata

Heute ging es gerade noch einmal weiter mit der rumpligen Fahrt. 750km über verdammt schlechte Strassen, das sind fast 12 Stunden im Truck! An manchen Stellen wird die Strasse erst noch gebaut, und wir fahren über Stock und Stein. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie im Truck alles gezittert und geklappert hat, wenn nicht gerade wieder ein Gepäckstück herunterfiel. Ich fluche mal still, mal laut vor mich hin.

Unterwegs sehen wir jetzt vermehrt Moscheen. Gegen Abend vertreiben wir uns die Fahrt mit einer Flasche Amarula.

Offenbar habe ich mich an diesem Abend nach einer halben Ewigkeit auch wieder einmal rasiert. 🙂

Freitag, 10. September – South Luangwa NP

Herrgottnochmal, heute geht es schon wieder weiter über rumplige Strassen! Das sind wieder so 4-6 Stunden für nur 180 km!! Unterwegs kommen wir an vielen kleinen Dörfern vorbei, alle Kinder rennen zu unserem Truck oder winken zumindest freudig. Manche Kinder kommen auch ans Fenster und betteln nach Süssigkeiten. Bös gesagt erwarten sie, dass man ihnen etwas gibt. Wie dem auch sei, Touristen sollten nichts aus dem Fenster werfen (das ist wirklich unhöflich), am besten eigentlich gar nichts geben. Sonst wird die Erwartungshaltung immer schlimmer. Aber die kleinen Kinder sind halt wirklich herzig 🙂

Gegen Mittag kommen wir an, und verbringen ein wenig Zeit im und am Pool. Es ist ein schönes Camp mitten im South Luangwa National Park. Ab 16 Uhr sind wieder auf einem Game Drive unterwegs. Das Spektakulärste sind sicher die 5 Löwen, die vielleicht gerade mal 10m von uns entfernt am Ufer liegen. Sie lassen sich überhaupt nicht stören. Später machen wir andernorts am Ufer eine Trinkpause, und schauen den Krokodilen und Flusspferden zu.

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Es wird immer später, aus dem Game Drive wird ein Night Game Drive. Wir erwischen zuerst 2 Hyänen, und dann wirklich noch einen Leoparden auf der Jagd! Leoparde sind extrem schwer zu finden.

Mir wird bewusst, dass ich in 2 Wochen bereits nach Hause fliege.

Samstag, 11. September – South Luangwa NP

Ich werde wieder um 6 Uhr wach, ich habe draussen Flusspferde schreien gehört. Um unsere Zelte treiben sich bereits wieder die Paviane herum, die auf der Suche nach Essbarem sind und dafür die Tetrapacks aus den Abfallbehältern herausholen und überall verteilen.

Wir hängen am Pool, brunchen und hängen wieder am Pool, bis es Zeit wird für einen kurzen Ausflug ins nächste Dorf. Die Leute in der Textilfabrik arbeiten am Samstag nicht, und so besuchen wir nur ein „urtümliches“ Dorf.

Wieder finde ich es anfangs sehr sehr merkwürdig. Aber die Kinder brechen den Damm und wir spielen ein wenig, an der jeder Hand klammern sich ein paar Kinder, mal abgesehen von dem, der auf meinen Schultern sitzt und denen, die vorne und hinten am T-Shirt zupfen 🙂 Zum Schluss geben wir der Dorfältesten Geld. Die Männer kriegen es nicht, weil sie es möglicherweise zweckentfremden: Alkohol scheint ein grosses Problem zu sein. Aber wir hätten besser Nahrungsmittel mitgebracht, so wie beim Himba-Camp in Namibia. Dass einige Mitreisende gar nichts geben wollen, löst in unserer Reisegruppe Unruhe aus.

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Sonntag, 12. September – Luwawa Forest

Wer hätte das gedacht… wir fahren wieder um 6 Uhr los, fahren den gleichen rumpligen Weg nach Lusaka zurück. Ich habe wieder etwas im Auge, huere müehsam.

Und dann wird’s spannend:

An der Grenze zu Malawi kriege ich ein ernsthaftes Problem. Schweizer müssen das Visum im Voraus beantragen, das habe ich irgendwie verpasst. Zuerst heisst es: „Go back to Lusaka“, und mir schwirren im Kopf schon weiss ich was für Gedanken herum.

Unser Koch springt dann aber ein, und wir dürfen in einem Hinterzimmer Platz nehmen. Nach einiger Zeit erbarmt sich der Grenzbeamte und wir dürfen uns erklären. Ich überlasse dem Koch das Reden und gebe vor, nicht vernünftig Englisch zu sprechen und zu verstehen. Die Details lasse ich hier mal aus, auf jeden Fall darf ich nach einer Weile und einer „Gebühr“ von 80 Dollar provisorisch einreisen. Ich muss mich innert 3 Tagen auf dem Immigrationsamt in Mzuzu melden.

Wir kommen dann in der Luwawa Forest Lodge an, eine völlig andere Welt. Wir sind auf 1500m über Meer, es ist kühl und hat viele Bäume, auch Tannenbäume. Die Lodge wurde mit viel Holz gebaut. Zusammen mit dem See erinnert es mich an die Schweiz.

Abends sammeln wir uns drinnen an der Bar, wo wir auch zum ersten Mal auf Frank, den crazy Australier, treffen.

Montag, 13. September – Luwawa Forest

Ich schlafe bis 10 Uhr, drehe mich noch 100x … Von den anderen ist niemand mehr zu sehen, und so erkunde ich die Umgebung ein bisschen auf eigene Faust. Ich versuche, einen Weg um den See zu finden. Nach dem Mittag gehe ich mit Olaf Bogenschiessen, später spiele ich mit Lee das Murmelspiel. Es ziehen Wolken auf, so viele seit Kapstadt nicht mehr gesehen habe. Und das ist schon fast ein Monat her!

Dienstag, 14. September – Central Lake Malawi (Kande Beach)

Das war eine verdammt kalte Nacht! Warum habe ich bloss in Victoria Falls meine Decke verkauft??

Wir fahren nach Mzuzu, ich bin bereits ziemlich aufgeregt. Um 09.30 Uhr stelle ich mich im Immigrationsbüro in die Reihe. Rundherum sind nur Schwarze zu sehen, die meist einen Pass beantragen, um ins Ausland reisen zu können. Gottfried hilft mir mit dem Visa-Antragsformular, wir warten wieder, dürfen die Visa-Gebühren bezahlen, warten wieder. Dann gebe ich meinen Pass ab, und ich denke schon, sie machen mir jetzt endlich den Stempel rein – aber nein: „Come back in one hour!“ Tja! Wir sind 50 Minuten später zurück und fragen wieder nach dem Pass – „It’s not yet one hour!“ – „How long do we need to wait?“ – „Don’t ask how long, just wait! “. So funktioniert das hier.

Und dann, nach exakt 60 Minuten, ist alles bereit, ich hab mein Visum!! Die Reisegruppe hat geduldig auch mich gewartet.

Jetzt geht’s weiter nach Kande Beach! Ein Traum! Es sieht echt aus wie am Meer, mit Sonne, Sand und Palmen – in Wirklichkeit ist es aber ein 500km langer Süsswassersee.

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Wir legen uns nach dem Zeltaufbau ans „Meer“ und verpassen eine tolle village tour. Später am Abend setzen wir uns zu einigen Jungs am Strand, mit Djembe und Feuer, rauchen Malawi Gold und trinken Bier. Als es uns zu viel wird (einige wollen uns alles Mögliche verkaufen), gehen wir zurück und zum „Partytruck“ (alles junge Leute) mit Kiwis, Kanadiern und so weiter. Da fliesst Bowle, Bier und Wein in Strömen. Am Schluss hängen wir nochmal am Strand, gehen baden – um 2 ist Schluss.

Mittwoch, 15. September – Central Lake Malawi (Kande Beach)

Herzlichen Glückwunsch Reto, du bist wieder mal völlig übermüdet! Doch heute ist Scuba Diving angesagt, es gibt kein Zurück. Zuerst lernen wir eine Menge Theorie, auf Englisch ist das gar nicht so einfach, bis wir dann die Übungen im seichten Wasser machen. Kurz darauf tauchen wir bereits bis auf 12m bei Kande Island. Dort findet man unter Wasser nebst ein paar Fischen ein Kanu, einen Baum und einen Jeep. Ich krieg auch anfängliche Probleme mit dem Ohrendruck in den Griff.

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Kurzfristig buchen wir den Nachmittag hinzu, und gehen nochmal tauchen. Wir lernen: Maske ausspülen, zwischen Schnorchel und Mundstück wechseln, Mundstück im Wasser suchen, Sauerstoff aus dem 2. Schlauch an Buddy geben und so weiter.

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Francis und mir fällt es wirklich leicht, als hätten wir nie etwas anderes gemacht. Ich habe keine Angst, irgendwie zu ertrinken oder Wasser zu schlucken. Ich denke, Süsswasser ist ideal um Tauchen zu lernen.

Abends braten wir ein Schwein am Spiess, und ich geh nach all den Tauchstrapazen früh ins Bett.

Donnerstag, 16. September – Central Lake Malawi (Chitimba)

Wir reisen von Kande Beach weiter nach Chitimba. Hier ist viel weniger los, es werden keine Aktivitäten angeboten. Zum See sind es ca. 100m über heissen Sand. Ich versuche erst, ohne Schuhe über den Sand zu rennen, aber nach der Hälfte brennt der heisse Sand abartig und ich grabe meine Füsse erst mal in den Sand ein (weil‘s da kälter ist). Ein Junge hat mich beobachtet und leiht mir seine Flipflops, und ich kaufe ihm eigentlich nur deswegen kurz darauf ein hölzernes Namensschild ab.

Am Abend feiern wir eine Fancy Dress Party. Haha. Auch die Guides machen mit, und wir spielen später Kings Cup.

Freitag, 17. September – Central Lake Malawi (Chitimba)

Schon vor dem Frühstück gehe ich im See schwimmen. Ich treffe zwei ca. 10-jährige Jungs am Strand. Mir wird nicht ganz klar, ob sie die Schule schwänzen oder heute einfach frei haben. Auf jeden Fall ist es spannend, mit ihnen zu reden. Sie freuen sich tierisch über meine Kamera und die Fotos die sie damit schiessen 🙂

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Als einer der Jungs meine (weisse) Haut berührt und sagt, dass sei die bessere Hautfarbe, bin ich wirklich betroffen. Später hole ich meine 2 Kugelschreiber, schenke sie Ihnen und verabschiede mich. Nächstes Mal würde ich eine ganze Farbstifteschachtel auf die Reise mitnehmen.

Auf dem Markt vor dem Camp verbringe ich dann 2-3 Stunden mit Feilschen und Tauschen, und gehe daraufhin zurück zum See. Mittlerweile sind dort jede Menge Kinder am und im Wasser am Spielen. Ich leihe ihnen meine Schwimmbrille, mit der sie unter Wasser scharf sehen können, und hebe sie auf meine Schultern, um sie möglichst weit weg ins Wasser zu werfen 🙂 Die Kinder können einfach nicht genug kriegen 🙂

Vielleicht ist es bereits deutlich geworden: Als Europäer, oder vielleicht eher als Weisser, fühle ich mich fast ein wenig mitschuldig an der Situation der Afrikaner … dass zwischen uns ein riesiger Unterschied besteht, was Reichtum und Perspektiven anbelangt, macht die Sache auch nicht besser. Allein schon die Antwort auf die Frage, was denn der Flug hierher gekostet habe, fällt mir schwer. Malawi ist eines der ärmsten Länder: Fast die Hälfte aller Menschen hier muss mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen. Now do the math…

Samstag, 18. September – Iringa

Am Samstag und Sonntag fahren wir über 1250km und verbringen über 20 Stunden im Truck. Es ist eine Tortur. Ich freue mich wahnsinnig auf die Ankunft in Dar es Salaam und die nächsten Tage auf der Insel Sansibar.

Zuerst reisen wir aber in Tansania ein, das Gelbfieber-Zertifikat müssen wir nicht einmal zeigen. Entlang den Strassen geht es sehr lebhaft zu und her, die Leute sind fröhlich und freundlich – lachende Frauen wollen uns diverse Waren verkaufen. In manchen Dörfern dröhnt eine Musikanlage. Wir fahren durch eine hügelige Landschaft, die Hütten sind meist wieder aus Holz gebaut. Auf den Feldern neben den Strassen werden Tee und Bananen angebaut.

Beim Eindunkeln kommen wir auf der Old Farm Lodge an. Unsere Guides überraschen uns heute: Sie kochen nicht selber, wir essen im Restaurant dieser Unterkunft. Es gibt eine mega feine Rüeblisuppe und frische Brötli (!! Zum ersten Mal in Afrika!). Und auch das Personal ist wirklich nett.

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Sonntag, 19. September – Dar es Salaam

Uff … heute Tagwache um 4.30 Uhr. Nochmal ein langer Tag, aber immerhin der letzte im Truck.

Wir sehen beim Fahren noch die Sterne, die meisten schlafen allerdings schon wieder. Später fahren wir kurz durch den Mikuni NP, sehen Zebras, Giraffen, Nashörner und Impalas. Hier gibt es auch wieder eine Menge Moscheen.

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In Dar es Salaam trennen sich wieder die Wege, Zeit für ein Gruppenfoto. Einige gehen ab jetzt auf eigene Faust weiter, die Gruppe fährt weiter zum Camping-Platz. Die 2 Schweizerinnen und ich übernachten in der Stadt im selben Hotel, ich werde die Gruppe am Morgen wieder treffen.

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Und dann, der grosse Moment: Ankunft im Protea Hotel – Doppelbett, luxuriöses Badezimmer, Wifi, Kühlschrank, TV… Wir können‘s kaum fassen!

Nach einer langen Dusche treffe ich mich mit Simone und Marion im Innenhof. Wir geniessen das Ambiente, das feine Essen und lassen die vergangenen 2 Wochen Revue passieren. Die beiden gehen ebenfalls nach Sansibar, sind aber alleine unterwegs und reisen später weiter in die Serengeti.

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