Interrail Sommer 2009 – Woche 1

Im Juli und August 2009 war ich 3 Wochen lang mit Interrail unterwegs. Die Reise führte mich nach Florenz, Pisa, Venedig, Mailand, Cannes, Nîmes, Cerbère, Latour-de-Carol, Bordeaux, Arcachon, Biarritz, Lissabon, Cascais, Estoril, Sintra und dann via Paris zurück.

Tagebuch und Erinnerung in mehreren Teilen. Heute fahren wir bis Cannes =)

Tag 1 / Montag, 27.07.2009 / Zürich – Florenz (8h im Zug)

Ich bin erst gestern aus den Ferien in Cannes und vom Openair Lumnezia zurückgekommen. Heute gehen die Ferien weiter! Ich kaufe am Nachmittag ein Interrailticket und frage gleich noch nach einem Nachtzug nach Italien. Nach Florenz ist noch etwas frei. Damit steht die erste Station fest. Zu Hause reserviere ich ein Hostel für Dienstagabend.

In den Abteilen im Nachtzug ist es unerträglich heiss. So lerne ich auf dem Gang Pascal kennen, der in einem Kinder- und Jugendheim arbeitet und in Perugia einen Freund besucht. In meinem Abteil sind 2 Koreanerinnen, ich helfe ihnen ihr Gepäck zu verstauen. Leider können wir nicht gross miteinander reden, sie verstehen Englisch nur schlecht. Mit Pascal amüsiere ich mich später über 2 Berner, die fast wütend werden, weil ihre Abteilstüre geschlossen ist. Sie glauben, es sei schon jemand drin und hätte sie ausgesperrt. Ein Abteil weiter rede ich noch kurz mit 2 Bernerinnen, die Ferien in Bologna machen. Als ich mich schlafen legen will, finde ich auf meinem Bett eine Orange. Ein Dankeschön auf Koreanisch 🙂

Es wird eine holprige und unruhige Fahrt. Immerhin spürt man langsam die Klimaanlage. Draussen blitzt und donnerts.

Tag 2 / Dienstag, 28.08.2009 / Florenz, Pisa (2h im Zug)

Wir kommen mit etwas Verspätung in Florenz an. 07.30 Ich trenne mich hier von Pascal und reise sofort nach Pisa weiter. Der Mann am Billettschalter kann zum Glück „a little“ Englisch, es stellt sich heraus, dass ich wirklich kein Billett lösen muss mit meinem Interrailpass.

Am Hauptbahnhof in Florenz werden wir aus dem Zug nach Pisa vertrieben, irgendwie fährt heute ein anderer Zug auf einem anderen Gleis. Angekommen in Pisa, lasse ich meinen Rucksack bei der Gepäckaufbewahrung, ich werde um 5 Euro Wechselgeld beschissen, merke es aber grad noch 🙂 Geht das jetzt etwa immer so?

09.30 20 Minuten vom Bahnhof befindet sich der Schiefe Turm von Pisa. Für eindrückliche 15 Euro kaufe ich mir ein Ticket zum Hochgehen. Ich muss noch 1.5h warten, bis ich an der Reihe bin und schaue mir in der Zwischenzeit den Monumentalfriedhof und die Kathedrale an. Im Monumentalfriedhof lasse ich Geld in ein Gerät, das mir eine Erklärung geben sollte. Das Gerät reagiert gar nicht und ich frage um Hilfe. Ich warte, und warte, und schliesslich wird mir geholfen. Egal, ich hab ja Zeit.

Der Turm ist eindrücklich, vor allem ist es merkwürdig zum Hochgehen. Mal sind die Stufen auf die eine Seite schräg, dann auf die andere, je nachdem, auf welcher Seite des Turms du gerade bist. Und die Aussicht ist natürlich auch toll 🙂

Als ich um 13 Uhr zurückgehe, werden die Leute 3 Stunden anstehen für den Turm.

15.00 Im Hostel angekommen, bin ich erstmal wie erschlagen. Draussen ist es heiss. Ich überlege zu schlafen. Im Zimmer treffe ich Cem aus der Türkei, der eigentlich mit Freunden 2 Wochen herumreist. Ich kann mich dann doch noch zu einem kleinen Spaziergang aufraufen. Er dauert schlussendlich 6 Stunden.

Ich gehe unter anderem den Campanile di Giotto hoch, gehe über den Ponte Vecchio und geniesse den Sonnenuntergang beim Piazzale Michelangelo. Zusammen mit 100 anderen Touristen. Es ist aber gemütlich, die Hitze ist weg, auf dem Platz spielt einer Musik. Ich beobachte die Leute und hänge ein wenig den Gedanken nach.

22 Uhr. Zurück im Zimmer treffe ich weitere Zimmergenossen und 2 Mädels, die alle schon kräftig vorladen. Da wäre einerseits Scott aus Australien, der schon halb Europa gesehen hat, und Aidan aus Kalifornien. Der Abend wird dann etwas wild, zuerst auf der Dachterasse, später in der Hosteleigenen Disco. Ich treffe noch mehr Leute, die in meinem Zimmer schlafen. Lustig. Schlussendlich sind irgendwie alle betrunken. Aidan übergibt sich. Lärm.

Tag 3 / Mittwoch, 29.07.2009 / Florenz

Ponte Vecchio

Ich bleibe bis 11 Uhr im Bett. Kein Wunder. Dann wird nachgeholt, was gestern vergessen ging. Vorher Venedig gebucht. Zug reserviert. In Florenz gibts wirklich viel zu sehen.

Gegen Abend trifft man sich im Indoor-Pool, in der Sauna oder im Dampfbad. Das ist echt der Treffpunkt hier. Spätere geniesse ich wieder die Abendsonne auf der Terrasse.

Das Gepäck von einer Amerikanerin in unserem Zimmer ist am Flughafen verloren gegangen. Das ist schön scheisse. Auf dem Dach treffe ich Brasilianer, sie reden Portugiesisch. Ich hätte die Sprache nie erkannt. Es werden mehr Brasilianer, ich fühle mich fehl am Platz und gehe ins Zimmer. Mit Ruel aus Kanada gehe ich dann nochmal hoch zur Terrassenbar, danach in ein Zimmer und später runter in die Disco. Es gibt 1-Euro-Tequila-Shots. Party Party!

Tag 4 / Donnerstag, 30.07.2009 / Venedig (3h im Zug)

10.30 Hangover! Ich hab verpennt, die Putzfrau ist schon da und will mich rausschicken. Hey, warum habe ich überhaupt die Kleider schon an?

Im Zug nach Venedig verdurste ich fast, hab nichts zu trinken. Das ist mir eine Lehre. Anschliessend Ankunft in Venezia Mestre. Ich treffe den Australier Adrian im Bus zum Camping. Wir verlaufen, nein, er verläuft sich und ich laufe ihm hinterher. Das ist mir auch wieder mal eine Lehre. Angekommen, hänge ich an den Pool und will schlafen. Jetzt ziehen auch noch Wolken auf.

Ich fahre am Abend mit dem Shuttlebus vom Camping nach Venedig. Der Bahnhof Venezia Mestre liegt nämlich auf dem Festland, wie auch der grösste und neuere Teil der Stadt. Der Bahnhof Venezia Santa Lucia liegt im „richtigen“ Venedig.

Es ist viel grösser als ich dachte. Orientieren fällt mir schwer. Ich verlaufe mich 2x in eine Sackgasse und stehe dann am offenen Wasser. Beides mal ist eine kleine Gruppe Kalifornier dabei, so kommen ich mit Arielle ins Gespräch. Sie ist ganz nett. Sie wollten eigentlich ein Konzert auf dem Plaza San Marco anhören, das ist aber erst morgen.

Wieder zurück auf dem Camping. Mir fehlt bisher die Ruhe, immer ist es hektisch, heiss. Ich träume vom gemütlichen Camping am Strand, ganz alleine unterm Sternenhimmel…

Tag 5 / Freitag, 31.07.2009 / Venedig (20min im Zug)

10.00 Ich gehe den ganzen Weg zum Bahnhof zu Fuss. Ein Fehler. Die Füsse tun mir jetzt schon weh. In Venedig Santa Lucia ärgere ich mich zuerst über die 1000 verwinkelten Gassen, bis ich mich entschliesse, ein Tagesticket für die Wasserbusse zu kaufen. Ich schaue mir an: Plaza San Marco, Kathedrale mit Goldmosaiken, Loggia dei Cavalli, Campanile, Insel Murano (Glasbläser). Und die Friedhofsinsel. Da gibt es 5 oder 6 stöckige Urnengräber, weil der Platzt halt beschränkt ist. Die Gräber sind manchmal 300 Jahre alt und mehr.

Gegen Abend fahre ich dann einfach nur noch mit den Wasserbussen umher, ziemlich gemütlich. Ich sitze einmal zuhinterst, und merke nicht, dass wir schon die Endstation angelaufen haben. Der Fahrer verzieht das Gesicht und setzt mich dann an einer anderen Haltestelle ab. Graaaaziee!

Bald ist es wieder Zeit zum Weiterreisen. Bis nach Milano kriege ich einen Platz, der Anschlusszug nach Cannes ist allerdings schon voll. Was solls … kaufe ich mir halt mal ein Ticket nach Milano.

Wieder zurück auf dem Camping trinke ich dann mit Adrian und Erik (Norwegen) ein Bier, bevor ich zu Bett gehe. Bin nicht so gesellig drauf heute. Aber vor 23 Uhr ist sowieso nicht an Schlaf zu denken. Später suche ich noch aufgeregt den Schlüssel fürs Zimmer, damit ich am Morgen früh auschecken kann.

Tag 6 / Samstag, 01.08.2009 / Venedig – Mailand – Cannes (9h im Zug)

Ich werde schon um 6 Uhr wach, die 2 Rumänen (auf dem Rückweg vom Montblanc) sind am Packen. Um halb 8 bin ich dann auch bereit zum Gehen. Es ist noch schön kühl. Ich frage an der Reception, wo ich ein Busticket kaufen kann. Tabaccheria. Leider ist die (noch?) geschlossen. An der Bushaltestelle steht dann, dass man Tickets auch im Bus kaufen kann (aber teurer). Leider nur von 8pm bis 7am. Trotzdem halte ich das Geld bereit. Beim Einsteigen meint der Busfahrer: I don’t have tickets. Na gut, auch egal. Kaum hingesetzt, kommt schon der Kontrolleur. Ich muss aussteigen und am nächsten Kiosk ein Ticket kaufen. Sie warten auf mich. Der nächste Bus hat 15min Verspätung. Schlussendlich muss ich auf den Zug rennen. Der Zug fährt nach Basel, die Lautsprecherdurchsagen sind auf Deutsch. Ich fühle mich fast wie zu Hause 🙂 Kriege ich jetzt schon Heimweh?

Um 11 Uhr in Mailand angekommen, stehe ich erstmal Schlange für ein Ticket nach Ventimiglia (Grenzbahnhof zu Frankreich). Der nächste freie Platz ist um 17:00. Alternative wäre ein Regionalzug, dauert aber länger. Hier spricht mich am Metrofahrkartenautomat ein Penner an, zeigt mir ungefragt wie’s geht und bettelt dann um Trinkgeld. Von rechts hat sich gleichzeitig eine andere Bettlerin genähert. Die beiden kennen sich offenbar, ich hab grad mal Angst um meine sieben Sachen und halte das Portemonnaie ganz dicht am Körper als ich Geld rausnehme.

Die knapp 6 Stunden nutze ich, um den Dom und das Castelo anzuschauen. Riesiger Dom, aussen hui, innen pfui. Naja so schlimm ist es nicht, aber ich hab halt schon schöneres gesehen, in Sevilla und Venedig. Die Galleria Vittorio Emanuele beim Plaza Duomo finde ich sehr eindrücklich. Hier gibts auch jede Menge Luxusshops. Das ist wiederum nicht so mein Ding.

Währenddessen schreibe ich meiner Gastmutter in Cannes ein SMS, ob ich heute Nacht bei ihr schlafen können. Sie sagt zu, und ich bin richtig guter Laune. Dann lag ich noch etwas im Park Sempione – bei den Temperaturen mag man einfach nichts machen.

Im Zug bin ich mit 2 Mexikanerinnen aus Tijuana im selben Abteil. Eine davon hatte Probleme mit dem Schengen-Visa und war gleich in Madrid wieder nach Mexiko zurückgeschickt worden. Eine Woche später war sie wieder in Madrid, diesmal mit genügend Bargeld auf sich (sonst hätte sie nicht einreisen dürfen). Man redet ein bisschen, bis alle irgendwann einschlafen. Später kommen wir wieder richtig ins Gespräch. Ich radebreche zuerst ein wenig auf Spanisch, Englisch ist halt doch einfacher.

Die Fahrt von Ventimiglia bis Cannes zieht sich, aber einmal angekommen (mittlerweile ist 23 Uhr), fühle ich mich wie zu Hause. Wieder einmal in Cannes! Jetzt heisst es warten, bis Christine nach Hause kommt. Die  feiert irgendwo bei Freunden. Ich hole mir deshalb ein Bier und Nachos beim Mexikaner gegenüber.

Und warte.

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